Bio-Baumwolle aus Äthiopien Bild: © GESAMTMASCHE. Baumwollbäuerinnen in Chano Dorga in der südäthiopischen Region Arba Minch.

Bio-Baumwolle aus Äthiopien

Mit den PartnerAfrika-Projekten in Äthiopien und Senegal engagiert sich GESAMTMASCHE für die Ausweitung des Bio-Anbaus von Baumwolle. Die Projekte tragen erste Früchte. Doch es gibt noch viel zu tun.

Seit 2014 schult die Initiative „Pesticide Action Nexus Association (PAN) Ethiopia“ Kleinbauern in der Produktion von Bio-Baumwolle. Finanziert werden die Feldschulen von PAN-Ethiopia mithilfe der britischen NGO Textile Recycling Aid for International Development (TRAID). 200 Farmer der Kooperative in Shelle Mella erhielten vor fünf Jahren die ersten Bio-Zertifizierungen des Landes. „Es ist dringend notwendig, das Projekt auf benachbarte Distrikte auszudehnen und die Zertifizierungsrate zu erhöhen“, sagt PAN-Ethiopia-Geschäftsführer Dr. Tadesse Amera Sahilu, der auch mit den Partner Africa-Projekten von GESAMTMASCHE zusammenarbeitet. „Die große Herausforderung besteht darin, die Textil- und Modeindustrie dafür zu gewinnen, in die Bauern und deren Bio-Anbau zu investieren.“

Bild: GESAMTMASCHE; Baumwollbäuerinnen beim Pflücken in Shelle Mella. Dort haben sich rund 200 Kleinbauern zu einer Kooperative zusammengeschlossen, die nach der EU-Öko-Verordnung zertifiziert ist.

In den Nachbargemeinden von Shelle Mella gibt es durch die Feldschulen schon ca. 5.000 weitere Farmer, die ihre Baumwolle pestizid- und kunstdüngerfrei anbauen. Doch Zertifizierungen können sie sich nicht leisten. Im lokalen Markt lassen sich dadurch keine höheren Preise erzielen. Der Kontakt der Kleinbauern reicht nur bis zur örtlichen Ginnery, die sämtliche Baumwolle der Region entkörnt und in die Hauptstadt weiterverkauft. Gemeinsam mit GESAMTMASCHE will PAN-Ethiopia deshalb Kontakte zu Herstellern in Deutschland schaffen, die entweder Bio-Baumwolle sourcen oder sie in Äthiopien ausspinnen lassen möchten.

Bild: GESAMTMASCHE; Baumwolllager der Kooperative in Shelle Mella.

Mit der vollstufigen Textilfabrik MNS in Addis Abeba wurden erste Ansätze für die bessere Vermarktung entwickelt. MNS ist mit einer eigenen Entkörnung ausgestattet und kann die Bio-Baumwolle technisch problemlos in separaten Linien fahren. „Das Problem ist, dass unsere Exportkunden für Fertigware nur mit großen Stückzahlen arbeiten. Für solche Lieferungen reicht die Menge an Bio-Faser aus Shelle Mella einfach nicht aus“, sagt MNS-Exportleiter Gökhan Gedik.

„Wenn hoffen sehr, unsere Projektarbeit in Äthiopien auch in den nächsten Jahren fortsetzen zu können. Dann werden Bio-Anbau, Zertifizierung und Vernetzung mit Abnehmern im In- und Ausland ganz oben auf der Agenda stehen“, sagt Silvia Jungbauer von GESAMTMASCHE. „Was in Shelle Mella im Kleinen erreicht wurde, ist ausbaufähig. Tausende Kleinbauern sind so gut wie startklar für die Zertifizierung. Frauen können besonders von den Maßnahmen profitieren, sowohl auf den Farmen als auch in der Baumwollverarbeitung.“

Bild: GESAMTMASCHE; Baumwollfarmerin in Chano Dargo: „„Die Field Schools sind eine großartige Unterstützung für uns und sollten unbedingt fortgesetzt werden.“

Der PAN-Ethiopia-Ansatz: Training of Trainers

„Wir verfolgen verschiedene agrarökologische Methoden, um eine ertragreiche und qualitativ hochwertige Bio-Baumwollproduktion im südäthiopischen Rift Valley zu erreichen. Wir geben jedes Jahr praktische Schulungen für mehrere hundert Landwirte mit dem Farmer Field School (FFS)-Ansatz. Jeder Landwirt besucht die Farmer Field School für 20-24 Wochen. In der folgenden Saison dienen diese FFS-Absolventen als Trainer, um jeweils bis zu fünf weitere Farmer auszubilden.“

Dr. Tadesse Amera Sahilu, Geschäftsführer PAN-Ethiopia