Auftakt für Tarifverhandlungen der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie

"Wer 4 Prozent fordert, aber erst im September 2,3 Prozent mehr bekommen hat, blendet den Ernst der Lage aus", sagt Verhandlungsführer Simon. Die IG Metall-Tarifforderung sei ein Sargnagel für die Unternehmen.

Die mittelständische Textil- und Modeindustrie führt einen Überlebenskampf. Durch die Corona-Pandemie verzeichnet die Branche Umsatzeinbrüche in einem noch nie dagewesenen Ausmaß. Dies machte die Verhandlungsdelegation der Arbeitgeber zum Auftakt der Tarifverhandlungen für die rund 100 000 Beschäftigten der westdeutschen Textil- und Modeindustrie klar.

Für die Arbeitgeber der mittelständischen Textil- und Modeindustrie ist die Forderung der IG Metall angesichts dieser massiven Krise ein Schlag ins Gesicht.

Verhandlungsführer Markus Simon: „Während die IG Metall in anderen Branchen für 2020 eine Corona-Nullrunde akzeptiert hat, haben unsere Arbeitgeber trotz der Umsatzabstürze erst im September 2,3 Prozent mehr bezahlt: Wer vor diesem Hintergrund einfach der IG Metall-Empfehlung für die Metall- und Elektroindustrie folgt und 4 Prozent mehr fordert, blendet den Ernst der Lage völlig aus.“

Rund zwei Drittel der Unternehmen sind in Kurzarbeit. Bei den Bekleidungsherstellern sind die Umsätze in den Lockdown-Monaten teilweise um fast die Hälfte eingebrochen, aber auch die Umsätze bei den technischen Textilien sind mit bis zu 25 Prozent Minus in den Keller gerauscht. Die Kontaktbeschränkungen im Weihnachtsgeschäft treffen die Branche erneut mit voller Wucht. Auch das kommende Frühjahrsgeschäft fällt aus, weil der Handel noch auf der Ware des Frühjahr-Shutdowns sitzt. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die Verbraucherstimmung verschlechtert sich von Monat zu Monat, viele Einzelhändler stehen vor dem Aus und ordern keine neuen Kollektionen. Und auch die weltweite Nachfrage nach technischen Textilien kommt nicht in Gang.

„Wer angesichts dieser Zahlen seine Tarifrituale pflegt, macht sich zum Sargnagel einer Branche, die für werthaltige und innovative Textilien steht“, machten die Arbeitgeber zum Auftakt der Gespräche gegenüber den Gewerkschaftsvertretern klar. Verhandlungsführer Markus Simon: „Wer sich die Zahlen und Fakten anschaut, muss feststellen: Wir haben keine Verteilungsspielräume, es geht um unsere Existenz. Noch dazu hat uns die Corona-Pandemie in einer Zeit getroffen, in der die weltweiten Umsätze der Branche schon seit fast drei Jahren rückläufig waren. Nur gemeinsam können wir jetzt einen Weg aus der Krise finden, die bisher beispiellos in der Geschichte der deutschen Textil- und Modeindustrie ist.“

In einer aktuellen Umfrage unter den westdeutschen Textil- und Bekleidungsunternehmen geht über die Hälfte der befragten Unternehmen davon aus, dass es mindestens zwei Jahre und länger dauern wird, die schlimmsten Folgen der Covid19-Pandemie zu überwinden.

Bild oben: © S. Hofschläger – pixelio.de

Bild im Text: Markus Simon, Verhandlungsführer der Arbeitgeber und Geschäftsführer VERSEIDAG-INDUTEX GmbH, © imo/photothek.

Quelle: Pressemitteilung Gesamtverband textil+mode

Weiterführende Informationen unter https://textil-mode.de/de/verband/tarifpolitik/