Energiepreise können nicht mehr am Markt erwirtschaftet werden

RECHT & WIRTSCHAFT
 
 
Foto: Im Interview: Bernd Drechsel, Geschäftsführer der Textilveredlung Drechsel; Copyright: Monika Limmer
 
Energiepreise können nicht mehr am Markt erwirtschaftet werden
15.09.2023
Alarmruf der mittelständischen Textil- und Modeindustrie. Die Branche braucht einen Brückenstrompreis. Wenn die energieintensiven Unternehmen der Branche aufgeben müssen, bricht die textile Kette zusammen.

Kulmbach. Der Ernst der Lage wurde beim Medientag Textil deutlich, den der Gesamtverband textil+mode zusammen mit dem Verband der Bayerischen Textil- und Bekleidungsindustrie e.V. am 14. September im oberfränkischen Kulmbach an der Akademie für Neue Medien veranstaltet hat. Bernd Drechsel, Geschäftsführer der Textilveredlung Drechsel, schilderte die Dramatik der Lage: „Die hohen Energiepreise können nicht mehr am Markt erwirtschaftet werden, die Unternehmen sind nicht mehr wettbewerbsfähig.“

Anhand konkreter Beispiele zeigten Branchenvertreter, wie die Unternehmen mit eigener nachhaltiger Energieerzeugung bereits innovative Wege gehen. Dies reiche aber nicht aus, um im Ansatz noch wirtschaftlich am Standort Deutschland produzieren zu können. Es brauche Planbarkeit und wettbewerbsfähige Energiepreise. Mit den höchsten Energiepreisen weltweit, die auch durch zahlreiche rein nationale Abgaben verursacht seien, werde Deutschland die Transformation nicht stemmen und laufe in eine Abhängigkeitsfalle, was seine Lieferketten angeht. Dies bedeute das Aus für den Industriestandort Deutschland.

Dabei sind es die mittelständischen Unternehmen der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie, die mit ihren Innovationen die Nachhaltigkeit der Branche voranbringen – auch am Textilstandort Oberfranken: So zeigte Bernd Kout vom Unternehmen Gebrüder Munzert, wie er hochwertige Stoffe aus recycelten Plastikflaschen der Marke SENSUS in die ganze Welt verkauft. Florian Wirth von der Weberei Wirth bietet mit Nature by ADAM nachhaltige Textilien rund ums Wohnen an und experimentiert mit Stoffen aus Brennnesseln. Dies sind nur einige Beispiele für die Innovationsfähigkeit der Branche, in der ein Fünftel der Unternehmen nach einer Umfrage des Gesamtverbandes textil+mode bereits über die Hälfte ihrer Umsätze mit nachhaltigen Produkten erwirtschaftet. In Oberfranken stellen rund 60 Unternehmen mit knapp 6 000 Beschäftigten Textilien und Bekleidung her – von Alltagstextilien über Spezialanwendungen für die Industrie bis hin zu Medizintextilien oder Schutzausrüstung für Feuerwehr und Polizei.

Wie wichtig bei der Produktion von Spezialtextilien der verantwortungsvolle Einsatz von Chemikalien ist, war ebenfalls ein Schwerpunktthema des Medientages. Die Forderung an die Regulierer auf EU- und Bundesebene seitens der Unternehmen war laut und deutlich vernehmbar: Es könne nicht sein, dass das Verbot zehntausender chemischer Stoffe in der EU dazu führt, dass wichtige Schutztextilien oder Teile für die Industrie, wie textile Verstärkungen für Windradflügel oder Membrane für Wärmepumpen, nicht mehr in Europa produziert werden können. Dies zerstöre eine ganze Branche, die in ihren Regionen für Wertschöpfung, gute Arbeitsplätze und Ausbildung sorgt.

Wie vielfältig die Ausbildung in der Textil- und Modeindustrie ist, hatten zum Auftakt des Medientages Auszubildende und Ausbilder der Unternehmen BWF Protec und Gebrüder Munzert vorgestellt. Ihr Fazit: Textil hat Zukunft und die Ausbildung macht nicht nur Spaß, sondern zeigt, dass die Branche jede Menge Technologie und Kreativität zu bieten hat. Bei allen Sorgen blicken sie zuversichtlich in ihre berufliche Zukunft, weil sie in ihren Unternehmen beste Chancen auf einen spannenden Arbeitsplatz mit Weiterbildungsmöglichkeiten haben.

Pressemitteilung Gesamtverband textil+mode

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