RCEP: Wie Asiens neuer Freihandelsblock den Welthandel beeinflusst

AUSSENWIRTSCHAFT
 
 
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RCEP: Wie Asiens neuer Freihandelsblock den Welthandel beeinflusst
Die RCEP-Integration hat Auswirkungen auf Europa und die USA. Besonders betroffen sind von China stark abhängige Sektoren wie Textil, Bekleidung und Schuhe.

Mit der Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) etabliert sich in Asien eine mächtige Freihandelszone. Sie umfasst die zehn ASEAN-Mitgliedsstaaten sowie China, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland. Die RCEP-Integration hat Auswirkungen auf Europa und die USA. Besonders betroffen sind von China stark abhängige Sektoren wie Textil, Bekleidung und Schuhe.

 

Mega-Netzwerk mit riesigem Entwicklungspotenzial

Die RCEP-Mitgliedstaaten repräsentieren ca. 30 Prozent der Weltbevölkerung, des weltweiten Wirtschaftsvolumens und des internationalen Handels. Anders als ursprünglich geplant nimmt Indien nicht an der Zone teil. Dennoch stellt die RCEP bereits heute die größte Freihandelszone der Welt dar. In den kommenden Jahren wird in Asien die Bevölkerung weiter zunehmen, und für die Bruttoinlandsprodukte der Teilnehmerstaaten wird ein kräftiger Anstieg prognostiziert.

 

Wachsender Intrahandel

Der Intra-RCEP-Handel hat bereits vor der Corona-Pandemie einen Wert von ca. 2,3 Billionen US-Dollar erreicht. Laut einer UNCTAD-Analyse lassen die RCEP-Zollzugeständnisse den intraregionalen in der neu gegründeten Allianz um fast 2 Prozent – etwa 42 Milliarden US-Dollar pro Jahr – weiter steigen. Dahinter stecken zweierlei Kräfte: Niedrigere Zölle kurbeln den Handel zwischen den Mitgliedern um ca. 17 Mrd. Euro an. Gleichzeitig sorgen Sie für die Handelsumlenkung, weg von Nichtmitgliedern auf RCEP-Mitgliedstaaten, in Höhe von 25 Mrd. US-Dollar.

 

Internationale Handelsumlenkung

Da auf die RCEP-Mitglieder knappe 30% des Welthandels entfallen, wird das Abkommen Handelsströme verschieben – was Auswirkungen auf Drittstaaten hat. Schon nach einem Jahr nach dem RCEP-Startschuss verzeichnet die Zone ein stetiges regionales Handelswachstum, von dem vor allem China profitiert. Resilientere Lieferketten und eine effizientere Produktion im RCEP-Raum bieten dort operierenden Unternehmen Chancen. Für Länder außerhalb der Zone bedeutet das: Je stärker sie von RCEP-Mitgliedern abhängen, desto größer können negative Handelsumlenkungseffekte für sie ausfallen. Das IfW Kiel erwartet dies insbesondere für Indien, USA und Mercosur. In Europa gibt es Branchenunterschiede. Der Textil- und Bekleidungssektor hängt hochgradig von Zulieferungen aus China ab: In Deutschland beträgt Chinas Importanteil 25 Prozent. Bei Schuhen steht die Volksrepublik sogar für rund die Hälfte der deutschen Importe. Folglich dürfte die Branche die Neuausrichtung ihrer asiatischen Lieferanten besonders zu spüren bekommen.

 

China als Hauptprofiteur

China kommt in dem Netzwerk eine entscheidende Rolle zu. Mit der Strategie des “Dualen Kreislaufs” will die Volksrepublik ihre wirtschaftliche Entwicklung vorantreiben und sich unabhängiger vom Handel mit den USA machen.  Peking setzt auf mehr Konsum im Innern und stärkeren Warenaustausch mit regionalen Handelsbündnissen. Die RCEP-Zone ist dafür ideal: China stärkt gezielt seine Geschäftsbeziehungen mit den anderen RCEP-Märkten. RCEP sollte auch ein Gegengewicht zum Freihandelsabkommen Transpazifische Partnerschaft (TPP) bilden. Nach dem Rückzug der USA aus TPP unter der Trump-Regierung führten die verbliebenen elf TPP-Mitglieder das Abkommen als CPTPP weiter, das als Ergänzung zur RCEP gesehen wird; mehrere Staaten gehören beiden Handelszonen an und haben untereinander auch bilaterale Handelsabkommen vereinbart.

 

Schwerpunkt Zollabbau

Der Schwerpunkt der RCEP liegt auf dem weitgehenden Abbau von Zöllen. Sie sieht nicht vor, dass die Mitglieder ihre Volkswirtschaften anderweitig liberalisieren oder internationale Standards im Umweltschutz und Arbeitnehmerschutz erfüllen müssen. Die Landwirtschaft ist weitgehend ausgeklammert, auch der Dienstleistungssektor wird kaum thematisiert, und der grenzüberschreitende Datenaustausch bleibt ungeregelt. Der Schutz geistigen Eigentums und die Stärkung des Wettbewerbs bei staatlichen Ausschreibungen sind weniger ambitioniert. Die Harmonisierung der Ursprungsregeln ist eine wichtige Errungenschaft von RCEP. Denn die bestehenden Zölle zwischen den RCEP-Ländern werden nur für Ursprungserzeugnisse dieser Länder abgebaut. Die Zollhöhe ist dabei sehr unterschiedlich: Zwischen den ASEAN-Staaten gibt es bereits fast keine Zölle mehr, auch deren Zolltarife gegenüber Drittstaaten sind niedrig. Die größten Ersparnisse wird es im Handel zwischen China und Japan sowie zwischen Japan und Südkorea geben.

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