Usbekistan: Auf dem Weg zur exportorientierten Textilplattform Buchara: Panoramablick von der Festung Ark auf den Po-i-Kalyan-Komplex; Bild: © Yulia B. - shutterstock_708132100

Usbekistan: Auf dem Weg zur exportorientierten Textilplattform

Usbekistan wächst rasch zum regionalen Textilzentrum heran. Das Land ist nicht nur als Produktions- und Beschaffungsstandort interessant, sondern auch als Tor zu neuen Märkten.

Usbekistan hat mit vielen Staaten der Region Freihandelsabkommen abgeschlossen (GUS, Mittelost). Gleichzeitig gehört das zentralasiatische Land zu den sich am schnellsten entwickelnden Textil- und Bekleidungsmärkte der Welt: Im Inland zeichnet sich Usbekistan durch einen stetig wachsenden Verbrauchermarkt mit einer Bevölkerung von mehr als 35 Millionen Menschen aus. Das Land an der Seidenstraße liegt strategisch günstig zwischen Europa und Asien. Nicht zuletzt dank umfassender staatlicher Förderung entwickelt sich die Textilindustrie dynamisch. Als traditioneller Baumwollstandort verfügt Usbekistan heute über eine vollstufige Produktionskette nach modernsten Maßstäben. 

 

GSP+ Vorteile nutzen

Bereits seit 2021 gewährt die EU dem Land zollfreien Marktzugang. Genutzt wird dieser Vorteil noch viel zu wenig. Teils liegt das schlicht daran, dass die Wirtschaftsakteure nicht oder nicht gut genug über die Präferenzen Bescheid wissen. Teils ist die Wertschöpfungstiefe im Inland zu gering: Die Ursprungsregeln der EU verlangen zwei wesentliche Verarbeitungsstufen. Das klappt bereits gut bei Baumwolltextilien. Vormaterialien aus anderen Fasern müssen aber noch weitgehend importiert werden. Einen Ausweg bieten Vormaterialien aus der EU – und aus der nahegelegenen Türkei. 

Der GSP+ Status ist in doppelter Hinsicht interessant für Kunden aus Deutschland und Europa: Zum einen bietet er die Gewähr der EU dafür, dass Usbekistan 27 internationale Konventionen in den Bereichen Menschenrechte, Umwelt und Soziales einhält. Zum anderen bietet er vor allem im Textilbereich handfeste finanzielle Vorteile: Textile Fertigwaren sind in bei der Einfuhr in die EU üblicherweise mit 12 Prozent zu verzollen. Bei Stoffen werden meist 8 Prozent fällig. Diese Zollabgaben werden wiederum mit Einfuhrumsatzsteuer belegt. Waren aus Usbekistan qua GSP+ zum Nullzollsatz importieren zu können, kann vor allem bei Textilien und Bekleidung hohe Beträge einsparen.

Verbändepartnerschaft GESAMTMASCHE – UZTEXTILPROM

Nach umfassender technologischer Aufrüstung muss sich die usbekische Textilbranche sich jetzt darauf konzentrieren, ihr Produktionsknowhow zu vertiefen und ihr Profil zu schärfen, um die Zusammenarbeit für deutsche und europäische Firmen attraktiver zu machen. Die Verbände GESAMTMASCHE und UZTEXTILPROM setzen sich für die Vertiefung der Kontakte ein. 

Freundschaftliche Beziehungen pflegen die Verbände bereits seit 2010. Als 2016 die Liberalisierung in Usbekistan einsetzte und sowohl der Baumwollanbau als auch die Industrieproduktion sich an internationalen Sozial- und Umweltstandards ausrichtete, nahmen die Beziehungen Fahrt auf. Inzwischen haben sich Spinnerei, Strickerei und Weberei in Usbekistan vielversprechend entwickelt. Im ersten Halbjahr 2022 haben die Verbände daher erfolgreich ein vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördertes Kooperationsprojekt zur Geschäftsanbahnung und Exportförderung umgesetzt. 2023 wollen GESAMTMASCHE und UZTEXTILPROM noch intensiver zusammenarbeiten: Mit einer so genannten „Kammer- und Verbandspartnerschaft“ (KVP) wollen sie den nachhaltigen Auf- und Ausbau der Branche in Usbekistan unterstützen. Dazu gehören Qualifizierungsmaßnahmen und Unterstützung in (außen-)wirtschaftlichen und logistischen Fragen ebenso wie die Anbahnung von Geschäftskontakten, Brancheninformation und Öffentlichkeitsarbeit.

Die KVP ist ein partnerschaftlich mit der sequa gGmbH initiiertes Vorhaben, das vom BMZ unterstützt wird.