Rückblick: Technischer Ausschuss – Zu Gast bei TVU Bild: TVU

Rückblick: Technischer Ausschuss – Zu Gast bei TVU

Zu seiner Frühjahrssitzung im Mai 2025 traf sich der Technische Ausschuss von Gesamtmasche im bayerischen Leutershausen beim Garnveredler TVU.

Zu seiner Frühjahrssitzung im Mai 2025 traf sich der Technische Ausschuss von Gesamtmasche im bayerischen Leutershausen beim Garnveredler TVU. Die Gäste erlebten bei dem traditionsreichen Familienunternehmen einen inspirierenden Tag voller Innovationen. Zwischen spannenden Vorträgen und Best-Practice-Beispielen nutzten die Teilnehmer die persönliche Begegnung intensiv zum Netzwerken und Erfahrungsaustausch.

Die TVU zieht seit Jahrzehnten an einem Strang – heute unter der Leitung von Chrisoph Hausner und Christoph Heubeck. Bild TVU

„Unsere Stärken liegen im gemeinschaftlichen Miteinander und dem Mut, Veränderungen anzugehen und uns weiterzuentwickeln“, erklärt Christoph Heubeck, der gemeinsam mit Christoph Hausner die Geschäftsleitung übernimmt, den Gästen des Technischen Ausschusses bei der Firmenpräsentation. Spätestens bei der Unternehmensführung wird deutlich: TVU ist ein echter Tausendsassa – mit breit gefächertem Know-how, ausgeprägtem Umweltbewusstsein und  gelebter Unternehmenskultur. Ob im eigenen Prüf- oder Farblabor, in der Färberei oder beim Umspulen der Garne – das Team von TVU arbeitet nicht nur hochprofessionell und motiviert, sondern versteht sich mitsamt Geschäftsleitung als Betriebsfamilie.

Bild: TVU

Seit über 100 Jahren ist das Familienunternehmen ein erfolgreicher Teil der textilen Kette. Heute ist TVU Marktführer in der Garnveredelung in Deutschland – und bietet weit mehr: Neben Veredelung und Garnhandel haben die Leutershausener ihre Kompetenzen in der Private-Label-Fertigung und mit der eigenen Bekleidungsmarke Tom Fyfe erweitert. Mit dem jüngsten Projekt CompoPac® positioniert sich TVU als Vorreiter für biologisch abbaubare Verpackungslösungen – etwa plastikfreie, nachhaltig produzierte Netze für den Lebensmittelhandel. Ein solches Netz, wahlweise gefüllt mit frischem Obst oder Gemüse, erhielten die Teilnehmer zum Abschied aus Leutershausen – ein nachhaltiges Gastgeschenk mit Symbolkraft.

Bild: Mycocolors

Farbpigmente aus Pilzen zum Färben von Textilien

Klaus Christ, Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung bei TVU, stellte das BiotexFuture-Projekt „FunColor“ vor, an dem TVU als Projektpartner beteiligt ist. Ziel ist die Erforschung von Farbstoffen, die durch Pilze erzeugt werden.„Pilzpigmente bieten von Natur aus eine breite Vielfalt an Farbtönen und Chromophoren – und das ganz ohne biotechnologische Optimierung“, erklärt Klaus Christ begeistert. TVU hat unter anderem das Pyomelanin-Pigment aus dem Pilz Aspergillus niger untersucht, insbesondere dessen Eignung zum Färben verschiedener textiler Materialien in Schwarz. Die ersten Ergebnisse zeigen: Das Pilzpigment ist im Vergleich zum herkömmlichen CI-Säure-Schwarz 194 sehr farbstark und toxikologisch unbedenklich, jedoch in Reinform schwer handhabbar. Färbeversuche mit Wolle und Polyamid zeigten einen guten Farbaufbau und eine sehr gute Farbechtheit. Derzeit liegt der Fokus auf der Entwicklung eines verbesserten Färbeverfahrens für zellulosische Faser.

Bild: Comazo

Best Practice: Neue Textilprodukte und Anwendungen dank Funktionalisierung

Aus dem klassischen Wäschebereich heraus hat sich Comazo in den letzten Jahren zusätzlich als Spezialist für Arbeits- und Schutzwäsche unter dem Label comazo protect etabliert. Geschäftsführer Niklas Stahlecker präsentierte gemeinsam mit Lydia Thommes von Trans-Textil den TA-Gästen innovative Feuerschutzhauben. Dank ausgeklügelter Membransysteme von Trans-Textil und dem durchdachten Design von Comazo bieten diese Hauben Feuerwehrkräften einen deutlich besseren Schutz vor dem Einatmen giftiger Partikel aus Rauch und Brandrückständen als vergleichbare PSA. Der patentierte Partikelschutz wirkt nicht nur gegen Ruß- und Nanopartikel, sondern auch zuverlässig gegen Bakterien, Viren, Flüssigkeiten und heißen Dampf. Die Schutzhauben zeichnen sich durch außergewöhnliche Hitze- und Feuerbeständigkeit, exzellente Isolationseigenschaften sowie antistatische Wirkung aus. Sie bieten ein hervorragendes Feuchtigkeitsmanagement und hohen Tragekomfort.„Dadurch werden Anwendungsfehler im Einsatz auf ein Minimum reduziert“, so Niklas Stahlecker.

Bild:ITM

Effiziente Herstellung passgenauer Kompressionstextilien mittels hybrider Strick- und Wirktechnik

Jakob Melzer vom ITM der TU Dresden begeisterte das Fachpublikum mit einer Innovation, die das Potenzial hat, die Herstellung funktioneller Stricktextilien – etwa Kompressionstextilien – grundlegend zu verändern. Mit der am ITM entwickelten hybriden Strick-Wirktechnik lassen sich Flachgestricke mit integrierten Kettmaschenfäden produzieren. Diese ermöglichen eine gezielte Anpassung der Dehnungs- und Zugeigenschaften in Maschenstäbchenrichtung – ohne die Dehnung in Querrichtung zu beeinträchtigen, was bisher nicht möglich war. Das Verfahren erlaubt es, Kettfäden Nadel für Nadel und synchron zum Strickprozess präzise in die Maschen einzubinden. „Das macht den Strickvorgang enorm effizient – und die Textilien deutlich wirtschaftlicher in der Herstellung“, betont Melzer. Die Kettfäden werden mithilfe von Plattiermaschen und Fanghenkeln eingebunden. Deren Anordnung ermöglicht eine exakte Steuerung des Kraft-Dehnungsverhaltens – und verbessert damit Passform, Funktionalität und Haltbarkeit, zum Beispiel bei Kompressionsstrümpfen, erheblich.

Bild: Ayo Ogunseinde -unsplash.com

Soft-Avatare und Kompressionstextilien – aktuelles aus der Forschung mit der Anwendung von 4D Scannen und Simulationen

Vor allem bei der 3D-Entwicklung funktioneller Kompressionstextilien stoßen herkömmliche Avatare an ihre Grenzen. Da sie starr sind, können sie die natürliche Beschaffenheit menschlichen Körpergewebes nicht realitätsgetreu abbilden. Dr.-Ing. Ann-Malin Schmidt und Dipl. Ing. Karl Hesse vom ITM an der TU Dresden stellen beim TA ihre neu entwickelten Soft-Avataren vor, die genau dort ansetzen. Ausgehend von 3D-Scandaten einer Testperson generierte das Forscherteam ein digitales Körpermodell. „Durch Finite-Elemente-Modellierung konnten wir nicht nur die individuelle Körpergeometrie, sondern auch die spezifischen Weichteileigenschaften einzelner Regionen realitätsnah abbilden“, erklären die Wissenschaftler.  Ein virtuelles Bekleidungsstück wurde anhand von Schnittmustern erstellt und mit dem individuellen Körpermodell kombiniert. So entstand ein realitätsnahes digitales Modell der Testperson mit dem entsprechenden Kleidungsstück. Das ermöglicht die virtuelle Analyse von Körperdeformationen, Druckverteilungen sowie Passform. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen direkt in die Optimierung der Bekleidungsparameter ein – und lassen sich digital prüfen und gezielt weiterentwickeln.

Bild: Futurity

Erst verkaufen, dann produzieren – weg von der Überproduktion hin zur Fertigung nach Bedarf

Marieke Franzen, Gründerin des Start-ups Futurity, zeigt dem TA-Publikum, wie die Modebranche vom Know-how der Filmindustrie profitiert, um junge Zielgruppen medial zu erreichen – und gleichzeitig Modeproduktion kosteneffizienter und nachhaltiger gestalten kann. Mehr dazu erfahren Sie hier.