Neue Zolldrohungen noch vor Umsetzung des Deals
Erst Ende Juli haben sich EU und USA sich im Zollstreit auf eine Lösung verständigt, droht US-Präsident Trump mit neuen Zöllen. Insbesondere geht es dabei um die Investitionszusagen der EU in Höhe von mindestens 600 Mrd. US-Dollar. Während die EU diese Zusage als unverbindliche Interessensbekundungen von Unternehmen darstellt, sieht der US-Präsident den Betrag offenbar als Geschenk und monetäre Gegenleistung für die Absenkung der drohenden US-Zusatzzölle von 30 Prozent auf den Mindestzoll von 15 Prozent.
Mehr zu den US-Zöllen ab 7. August und zum Wegfall der De-Minimis-Regelung.
Unsicherheit im internationalen Handel als neuer Normalzustand
Tatsächlich ist nicht unwahrscheinlich, dass einige Verhandlungspartner auf günstigere Konditionen für die EU hingewiesen haben, so dass er angebliche Verpflichtungen der EU besonders herausstellt. Die Reaktion des US-Präsidenten unterstreicht, dass die Handelsbeziehungen zur USA mit einem „Deal“ nicht dauerhaft in ruhiges Fahrwasser kommen.
“They brought down their tariffs. So they paid $600 billion. And because of that, I reduced their tariffs from 30% down to 15%. And a couple of countries came: ‘How come [the] EU is paying less than us?’ And I said, well, because they gave me $600 billion. And that’s a gift; that’s not like, you know, a loan, by the way.”
US-Präsident Donald Trump am 5. August 2025 auf CNBC
Falls die EU nicht die besagten Investments liefere, drohte Trump mit Zöllen in Höhe von 35 Prozent. Da Investitionen ein langfristiges Engagement bedeuten, wäre ohnehin unklar, ab wann eine Vereinbarung als „nicht eingehalten“ gelten soll.
Höhere Zölle für Indien und Pharmazeutika?
Fast gleichzeitig zu den neuen Zolldrohungen gegenüber der EU belegen die USA Indien mit zusätzlichen Zöllen von 25 Prozent. Damit soll der Bezug von russischem Öl sanktioniert werden. Gemäß der Executive Order vom 6. August 2025 sollen die zusätzlichen Zölle in 21 Tagen in Kraft treten, zusätzlich zum bereits jetzt bestehenden Basiszoll von 25 Prozent. Dies würde eine Zollbelastung von indischen Waren von 50 Prozent plus dem jeweiligen Drittlandszollsatz bedeuten (für Bekleidung insgesamt um die 70 Prozent). Den Einkauf von russischem Öl machen die USA auch China zum Vorwurf, sehen hier aber offenbar die Chance auf eine gemeinsame Lösung. Die ermäßigten China-Basiszölle von 30 Prozent gelten noch bis 12. August.
Im Bereich Pharmazeutika gab es neue Zollankündigungen. Die Zölle sollen innerhalb von 18 Monaten auf 150 Prozent steigen, später sogar auf 250 Prozent. Dies soll die heimische Herstellung von Arzneimitteln stärken. Für den Pharmaziesektor gelten im EU-US-Deal besondere Vereinbarungen, deren Details aber bis dato nicht bekannt sind bzw. über die immer noch verhandelt wird.