Die Aussetzung der Baumwollzölle wird international als Schritt gewertet, auf Forderungen der USA zu mehr Marktzugang einzugehen und gleichzeitig die eigene Textil- und Bekleidungsindustrie zu entlasten. Die USA als zweitgrößter Baumwollexporteur der Welt gelten als größter Nutznießer dieser Maßnahme. Textilwaren aus Indien sind bei der Einfuhr in die USA bereits heute mit einem 25-prozentigen Zusatzzoll belastet, der auf den normalen US-Drittlandszoll aufgeschlagen wird. US-Präsident Trump hatte gedroht, den Zusatzzoll auf 50 Prozent heraufzusetzen. Begründet wird dies mit dem indischen Import russischen Öls.
Indien, selbst ein großer Baumwollproduzent, hat seine Baumwollimporte im Fiskaljahr 2024/25 mit einem Einfuhrwert von 1,2 Mrd. US-Dollar mehr als verdoppelt. Bis zum Beginn der „reziproken Zollpolitik“ der USA im April galt Indien für Einkäufer als gute Alternative zu China oder Bangladesch, d. h. zu Ländern, die aus politischen Gründen oder aufgrund eines unsicheren Umfelds als kritische Standorte gelten.
Die USA sind Indiens größter Absatzmarkt für Bekleidung. Die hohen Zollmauern dürften zu Auftragsverlusten führen und lassen das Land im Wettbewerb mit anderen Exporteuren zurückfallen, die mit geringeren Zöllen belastet sind. Indische Hersteller denken daher einerseits über Produktionsverlagerungen nach und versuchen andererseits nach alternativen Absatzmärkten. Das dürfte auch den Wettbewerb auf dem EU-Markt weiter verschärfen.