Machen statt reden! Bild: © dawnydawny – pixabay.com

Machen statt reden!

Auch drei Monate nach dem Antritt der Koalition regieren nach wie vor Bürokratie und hohe Energiekosten. "Wir müssen wieder fairen Wettbewerb ermöglichen", fordert GESAMTMASCHE-Präsidentin Martina Bandte.

Editorial, masche 02/2025

Rund sieben Prozent ihrer Arbeitszeit verbringen Beschäftigte in mittelständischen Unternehmen mit bürokratischen Prozessen. Laut KFW kostet das den deutschen Mittelstand rund 61 Milliarden Euro pro Jahr. Verlässliche Regeln sind gut und notwendig. Doch ihr Übermaß zerstört Margen und verhindert Innovation. Das kostet uns jeden Tag ein Stück Wettbewerbsfähigkeit. Den Worten aus Berlin und Brüssel zum Bürokratieabbau müssen daher dringend Taten folgen. Die EU-Institutionen treten derzeit zumindest auf die Bremse, da sie selbst im legislativen Wust zu ersticken drohen. Mit den sog. Omnibus-Verordnungen haben sie ein positives Zeichen gesetzt. Doch das kann nur der Anfang sein.

Die Mehrzahl der Green-Deal-Initiativen befindet sich noch in der Pipeline. In Deutschland bewahrheiten sich indessen die Befürchtungen, dass die exorbitante Schuldenlast durch das neue Sondervermögen keineswegs nur in zusätzliche Investitionen fließt. Vielmehr werden bislang haushaltsfinanzierte Investitionen in das Sondervermögen transferiert, um mehr Mittel für Konsum- und Sozialausgaben zu haben. Steuererleichterungen für den Mittelstand, die den Firmen Spielraum für dringende Investitionen geben würden, rücken immer weiter in die Ferne.

Martina Bandte, Präsidentin Gesamtmasche; Bild: Gesamtmasche

Machen statt reden! Wir müssen die Bürokratielast schleunigst abschütteln und wieder fairen Wettbewerb ermöglichen.

Martina Bandte, Präsidentin GESAMTMASCHE

International wirbelt US-Präsident-Trump mit seiner Zollpolitik die Märkte durcheinander. Im Schutz des Burgfriedens bis 1. August verhandeln EU und USA fieberhaft über einen „Deal“. Mit etwas Glück kommt die Branche mit einem blauen Auge davon und muss fortan mit zehn Prozentpunkten mehr Zoll für ihre US-Exporte leben. Andere Länder schneiden womöglich schlechter ab und könnten versuchen, ihre Waren stärker in Richtung EU zu lenken. Das gilt ganz besonders für Billigplattformen wie Shein oder Temu. Die Ultra-Fast-Fashion-Anbieter weiten ihre  Marktanteile rasant aus. Shein gilt seit 2024 als größter Fast-Fashion-Händler der Welt, größter Markt sind die USA. In Deutschland hat Shein 2024 bereits mehr Umsatz gemacht als die Otto Group, New Yorker oder Nike und dürfte in diesem Jahr auch adidas, Primark und Tchibo überholen. Die Abschaffung der 150-Euro-Grenze oder Handling Fees werden diesen Durchmarsch nicht stoppen. Während sich EU-Hersteller mit zahllosen neuen Gesetzen abmühen, agieren die Plattformen mit unfairen Praktiken, die mit EU-Recht nicht vereinbar sind, und pfeifen auf jede Sorgfaltspflicht.

Noch hat unsere Branche den Mut und die Kraft, um sich mit Innovationen und Investitionen im Wettbewerb abzuheben und neue Märkte zu erschließen. Dafür müssen schlichtweg die Standortbedingungen stimmen. Es sind die nächsten Monate, nicht Jahre, die den Ausschlag dafür geben, wo unsere Standorte und Märkte künftig liegen werden. Für einen wettbewerbsfähigen Standort Europa müssen wir wieder die Freiheit bekommen, auf unser Tun zu setzen, anstatt uns im europäischen Elfenbeinturm gegenseitig in Grund und Boden zu diskutieren. Ein Glück, dass die Branche noch über echte „Macher“ verfügt, die uns immer wieder mit erstaunlichen Neuheiten und innovativen Lösungen überraschen.