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Alarmstufe Rot

Der deutsche Mittelstand steht mit dem Rücken zur Wand. Gesamtmasche-Präsidentin Martina Bandte findet Durchhalteparolen fehl am Platz und fordert: "Wir brauchen Realismus und Verlässlichkeit in der Politik!"

„Deutschland braucht keine gute Laune – Deutschland braucht gute Politik: realistisch, verlässlich und mittelstandsfreundlich.“

Dieser Tage stehen viele Firmen in Deutschland mit dem Rücken zur Wand. Der aktuelle Creditreform-Report zeigt, wie dramatisch sich die Lage zuspitzt: Der Mittelstand steckt im dritten Jahr der Stagnation, Insolvenzen nehmen zu, fast ein Drittel der Betriebe gilt als eigenkapitalschwach. Was einst das Rückgrat unserer Volkswirtschaft war, steht unter Alarmstufe Rot.

„Die Textil- und Bekleidungsbranche muss sich zwischen Kostendruck, wachsender Bürokratie und Auftragsschwund täglich neu erfinden, um zu überleben“, sagt Martina Bandte, Präsidentin von Gesamtmasche. Doch statt gegenzusteuern, kritisiere die Politik den Mangel an „guter Laune“. „Kanzler Merz wirft Unternehmern Larmoyanz vor – und reiht sich damit in eine Tradition ein, die wirtschaftliche Sorgen zu Befindlichkeiten erklärt. Aber Aufbruchsstimmung entsteht nicht durch Appelle, sondern durch Vertrauen – und das wächst nur aus berechenbarer, praxisnaher Politik.“

Martina Bandte, Präsidentin Gesamtmasche; Bild: Gesamtmasche

„Die Unternehmen brauchen keine Durchhalteparolen, sondern politische Bodenhaftung – und den Mut zu weniger Vorschriften und mehr Vertrauen.“

Verlässlichkeit statt Verdruss – das werde jetzt gebraucht: „Betriebe kämpfen nicht mit Stimmung, sondern mit realen Kostenexplosionen, fehlender Planungssicherheit und einer erdrückenden Bürokratie. Der Bürokratieabbau darf kein Lippenbekenntnis bleiben: Aus Brüssel droht eine neue Regulierungswelle – von Lieferkettenpflichten über Nachhaltigkeitsberichte bis zu Chemikalienverboten –, die selbst robuste Mittelständler an ihre Grenzen bringt.“

Mit dem Aussetzen der Schuldenbremse können Bund und Länder rund 500 Milliarden Euro neue Schulden aufnehmen. Doch die Zinslast wächst, während Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Digitalisierung stagnieren. Zudem ersetzen schlichte Budgetkürzungen keine Strukturreformen – gefragt ist inhaltliche Erneuerung.

Die Textil- und Bekleidungsindustrie habe ihre Wandlungsfähigkeit längst bewiesen, unterstreicht Martina Bandte: von Kreislaufwirtschaft über Digitalisierung bis zu Hightech-Textilien. Doch ohne industriepolitische Vernunft drohe dieser Innovationsgeist zu ersticken. „Wenn Energiepreise, Tariftreuevorgaben, Infrastrukturmängel und Regulierungswut die Wettbewerbsfähigkeit weiter schwächen, wandern Produktion, Arbeitsplätze und Know-how ab.“

Wohlstand, Beschäftigung und Stabilität würden nicht durch Stimmung entstehen, sondern durch wirtschaftliche Vernunft. „Deutschland braucht eine Politik, die zuhört, Leistung anerkennt und Realität ernst nimmt. Der textile Mittelstand steht bereit!“ Die Branche setze weiter auf Innovation und nachhaltige Produkte – und versuche trotz aller Herausforderungen, auf neuen Märkten Fuß zu fassen. „Jetzt liegt es an der Politik in Berlin und Brüssel, mit Mut und Pragmatismus das Land wieder auf Kurs zu bringen.“