Billigmode: Frankreich straft Shein ab

Billigmode: Frankreich straft Shein ab

Frankreich hat den Ultra-Fast-Fashion-Händler Shein wegen Rechtsverstößen mit einer Geldstrafe von 40 Mio. Euro belegt. Richtig so, findet GESAMTMASCHE, und wirkungsvoller als Zölle und teure Kontrollen.

Shein wurde von der französischen Generaldirektion für Wettbewerb, Verbraucherangelegenheiten und Betrugsbekämpfung (DGCCRF) wegen irreführender Geschäftspraktiken gegenüber Verbrauchern gerügt. „Das Vorgehen der französischen Behörden hat Vorbildcharakter“, sagt Silvia Jungbauer, Hauptgeschäftsführerin von Gesamtmasche. „Harte Strafen bei offensichtlichen Wettbewerbsverstößen und Irreführung von Verbrauchern tun den Billigplattformen weh. Sie sind wirkungsvoller als Zölle oder schärfere Kontrollen, die ins Leere laufen, sobald Shein und Temu ihre Logistik näher an die Endkunden rücken – was bereits im Gange ist.“

Falsche Rabatt- und Umweltversprechen

Ein Hauptvorwurf ist die Täuschung von Verbrauchern über die tatsächliche Höhe von Rabatten. Laut DGCCRF konnte Shein zudem die Umweltversprechen auf seiner Website nicht belegen. Besonderes die Aussage zur Reduzierung der eigenen Treibhausgasemissionen um 25 Prozent wurde beanstandet. Inzwischen wurde diese Umweltbehauptung auf der Website des Unternehmens angepasst.

Französisches Anti-Fast-Fashion-Gesetz

In Frankreich fährt Shein eine aggressive Einzelhandelsstrategie, bei der die Einkaufs-App durch die Eröffnung landesweiter Pop-up-Stores ergänzt wird. 2023 machte in Frankreich die Petition „StopShein“ von sich reden, die unter der Ägide des EU-Abgeordneten Raphaël Glucksmann das Shein-Geschäftsmodell anprangerte. Am 10. Juni 2025 hat der französische Senat den Vorschlag eines sog. Anti-Fast-Fashion-Gesetzes verabschiedet. Frankreich ist damit früher, schneller und konsequenter gegen die Billigplattformen vorgegangen als andere EU-Staaten.

GESAMTMASCHE: Bestrafung unfairer Wettbewerbspraktiken und Irreführung sind der richtige Weg!

Wenn die Ware der Ultra-Fast-Fashion-Anbieter erst einmal in der EU angekommen ist, bekommt man das Problem nur noch schwer in den Griff. Klüger als „End-of-Pipe“-Maßnahmen scheint es, bereits beim Bestellprozess, der Werbung und Auslobung der Produkte anzusetzen. Die Apps und Internetseiten von Temu und Shein bieten hierfür auf den ersten Blick Möglichkeiten, erst recht auf den zweiten. Genau diese Strategie verfolgt Frankreich. Bereits eine Materialangabe, die nicht den Maßgaben der EU-Textilkennzeichnungsverordnung entspricht, stellt einen wesentlichen Wettbewerbsverstoß dar. 

Im Extremfall müssten Plattformen, die sich nicht um europäisches Wettbewerbsrecht und Verbraucherschutz scheren, vom Netz genommen werden. Die Streichung der 150-Euro-Zollfreigrenze oder häufigere Kontrollen bleiben wichtige politische Signale. Solche Maßnahmen sind jedoch aufwendig haben vor allem nur begrenzte Wirkung, sobald die Billigplattformen mit ihrer Logistik näher an ihre Kunden in der EU heranrücken. Genau das ist bereits im Gange – mit Verteilzentren in der Türkei und sogar schon in der EU.

Die Shein-App: Unwiderstehliche Rabattversprechen.

Handling Fee für Päckchen an Verbraucher

Neben der Abschaffung der Zollfreigrenze plant die EU-Kommission auch eine Handling Fee für den Distanzhandel. Dabei sollen Päckchen-Versender im Ausland mit 2 EUR pro Artikel eine deutlich höhere Gebühr aufgebrummt bekommen als Plattformen, die ihre Logistik am Standort EU haben. Für letztere wird eine ermäßigte Gebühr von 50 Cent vorgeschlagen.

Auch EU-Kommission geht gegen Shein vor

Die EU-Kommission hat Shein am 27. Mai aufgefordert, verschiedene irreführende oder unfaire Praktiken zu beenden. Dazu gehörten falsche Rabatte, Kaufdruck, irreführende und intransparente Informationen. Bis Ende Juni lief die Frist für eine Reaktion der Billigplattform.

Shein hat nach eigenen Angaben Korrekturen vorgenommen

Gegenüber dem Portal FashionUnited gab Shein an, im März 2024 über Verstöße bei Referenzpreisen, Umwelt-Claims und der Textilkennzeichnung informiert worden zu sein. Die notwendigen Korrekturen habe man sofort – sprich: vor über einem Jahr – umgesetzt, und zwar ohne Auswirkung auf die Verkaufspreise. Gleichzeitig betont der Ultra-Fast-Fashion-Anbieter, sich für Transparenz und die Einhaltung von Vorschriften einzusetzen.