Erstes Poloshirt aus dreifach recycelter Cellulosefaser Bild ©: shutterstock_2261776225

Erstes Poloshirt aus dreifach recycelter Cellulosefaser

Auf der Weltausstellung in Japan präsentierte das Thüringer Forschungsinstitut TITK ein Poloshirt aus einer Faser, die bereits dreimal recycelt wurde – eine Weltneuheit.

Das TITK Rudolstadt setzt neue Maßstäbe im Textilrecycling. Auf der Weltausstellung in Japan präsentierte das Thüringer Forschungsinstitut ein Poloshirt aus einer Faser, die bereits dreimal recycelt wurde – eine Weltneuheit. Zum Einsatz kam dabei Lyohemp®, die erste Lyocellfaser auf Hanfbasis, die am TITK entwickelt wurde. Die Technologie ist auch auf andere Naturfasern wie Baumwolle übertragbar.

TITK-Mitarbeiterin Kristin Oßwald trägt ein Poloshirt aus der dreifach recycelten Lyohemp®-Faser. Bild ©: TITK / S. Beikirch

300% Recycling  – ohne Qualitätseinbußen

Während der Thüringer Ländertage auf der Expo 2025 trug Benjamin Redlingshöfer, der geschäftsführende Direktor des TITK das dreifach recycelte Shirt mit dem Aufdruck „300 % Recycling“ als sichtbares Zeichen für die Innovationskraft hinter diesem Material. Die Faser hat drei vollständige Recyclingzyklen durchlaufen, ohne an Qualität einzubüßen. Sie lässt sich weiterhin problemlos zu hochwertigen Textilien verarbeiten – mit weichem Griff, leichtem Glanz und ausgezeichneter Färbbarkeit.

Faser-zu-Faser Technologie auch auf Baumwolle übertragbar

Im Gegensatz zum weit verbreiteten Downcycling verfolgt das TITK ein Faser-zu-Faser-Recycling. Ziel ist es, den Materialkreislauf so zu schließen, dass aus hochwertigen Fasern wieder gleichwertige Fasern entstehen. Während viele Prozesse bislang nur 20 bis 40 % Rezyklatanteil erlauben, zeigt das TITK: 100 % sind möglich – und das mehrfach hintereinander. Diese Leistung basiert auf einer Weiterentwicklung des Lyocellverfahrens, das im Institut über viele Jahre etabliert wurde. Entscheidend sind dabei Anpassungen bei Zellstoffgewinnung und -vorbehandlung.

„Dieser Recyclingkreislauf lässt sich prinzipiell auch auf Baumwollfasern als Ausgangsrohstoff anwenden“, so Benjamin Redlingshöfer. „Wir laden Industriepartner ein, mit uns gemeinsam an der Weiterentwicklung und Implementierung dieser Technologien zu arbeiten.“

Recycling von komplexen Mischgeweben im Visier

Entwicklungen wie diese werden künftig im neuen „Demonstration and Innovation Center for Textile Circular Economy“ (DICE) in Rudolstadt gebündelt. Dort wird auch an Lösungen für komplexe Mischgewebe wie Polycotton gearbeitet. Neben dem Recycling cellulosischer Bestandteile wird hier auch die Trennung und Wiederverwertung synthetischer Fasern erforscht – mit dem Ziel, beide Materialströme erneut verspinnen zu können. Gleichzeitig betont Benjamin Riedlingshöfer, dass Recycling allein nicht genügt. „Nachhaltigkeit in der Textilbranche braucht auch ein verändertes Konsumverhalten. Die viel zitierte RRR-Regel der Kreislaufwirtschaft beginnt nicht mit Recycling, sondern mit Reduce und Reuse – also dem bewussten Verzicht auf Überproduktion und dem längeren Nutzen vorhandener Kleidung“.