Senkung der Zusatzzölle um 115 Prozent
Die USA haben ihre Zölle auf chinesische Einfuhren von zuvor 145 Prozent auf 30 Prozent gesenkt. China hat seine Zölle ebenfalls um 115 Prozentpunkte gesenkt, auf nun 10 statt zuvor 125 Prozent. Spezielle Sonderzölle für einzelne Branchen und Maßnahmen, die vor dem 2. April in Kraft gesetzt wurden, sind von dem Deal ausgenommen.
Die Zollpause soll ab 14. Mai 2025 greifen. In den nächsten 90 Tagen soll weiterverhandelt werden. In dieser Zeit gelten immer noch beachtliche, wenn auch deutlich reduzierte Zölle.
De-minimis: Zollsatz sinkt, aber Gebühr für Postpäckchen mit China-Ware steigt wie vorgesehen
Für Sendungen mit chinesischer Ware bleibt die De-minimis-Regel (Zollfreigrenze 800 US-Dollar) auch in der Zollpause ausgesetzt. Kommerzielle (B2B) Sendungen bis zu 800 Dollar werden nach dem Deal wie andere China-Ware mit 30 Prozent (statt vorher 145 % ) Zusatzzoll versehen. B2C-Sendungen über Postdienste werden fortan mit 54 Prozent (seit 2. Mai: 120 Prozent) Zoll versehen – oder mit einer Gebühr von 100 US-Dollar. Die Erhöhung der Gebühr auf 200 US-Dollar, die ab 1. Juni geplant war, ist vorerst vom Tisch.
Frontloading beim Import
Insbesondere Temu hat den Päckchenversand per Flugfracht jedoch schon weitgehend auf Logistikzentren im US-Inland umgestellt. Shein arbeitet noch daran, zieht aber nach. Kritiker sagen bereits, die Zollpause verschaffe den Billigplattformen Luft, um ihre Lager kräftig aufzufüllen. Die Logistik-Branche erwartet insgesamt eine vorgezogene Hochsaison, da die Importeure die Zollpause nutzen wollen und über die Zeit danach noch keine Gewissheit besteht. Die Preise haben bereits angezogen, nicht nur im Asien-USA-Verkehr, sondern auch für die Fracht von Asien nach Europa. Momentan werden Container-Kapazitäten wieder zurück auf USA-Routen umgeschichtet, die während der Hochzoll-Phase (wegen einbrechender Nachfrage) nach Europa verschoben worden waren. Bei der Luftfracht sind die Auswirkungen weniger dramatisch. Auch wenn die De-minimis-Zölle gesenkt wurden, machen 54 % Zoll oder 100 US-Dollar Gebühr machen den Einkauf per Direktversand aus China für Konsumenten unattraktiv, d. h. hier werden Kapazitäten frei. Insbesondere Temu hat bereits einen großen Teil seiner Lager in Verteilerzentren innerhalb der USA verlagert. Shein zieht allmählich nach.
EU berät über Retorsionsliste: US-Baumwolle mit Zusatzzoll?
Die EU setzt indessen weiter auf Verhandlungen, bereitet aber für den Fall der Fälle eine Retorsionsliste vor. Bis 10. Juni laufen noch Konsultationen dazu. Zwar sind Textilwaren, die noch auf der ursprünglichen Liste standen, aus der aktuellen Aufstellung verschwunden. Doch nun hat die EU-Kommission Baumwollfasern sowie Leinen und Hanf auf die Liste gesetzt. Als einer der mächtigsten Baumwollproduzenten der Welt versorgen die USA auch europäische Firmen mit Baumwolle, teilweise mit teuren Extra-Langstapel-Fasern. Sollten solche Fasern künftig mit EU-Retorsionszöllen belegt werden, wäre das ein schwerer Schlag des in Europa aktiven Spinnereisektors. Garnhersteller aus den Nachbarstaaten wie der Türkei oder den Westbalkanländern könnten Baumwolle ohne Zusatzzölle kaufen – und hätten somit weit niedrigere Produktionskosten.