US-Zollpause auf der Kippe Bild: Mohamed Hassan - pixabay.com

US-Zollpause auf der Kippe

Das Ende der US-Zollpause für chinesische Waren, neue US-Schifffahrtsgebühren sowie eine erneute USTR-Prüfung zu China sorgen für Unsicherheit.

Am 10. November 2025 endet die im August verlängerte Zollpause der USA gegenüber China. Die weitere Verlängerung ist ungewiss. Neue US-Schifffahrtsgebühren, eine erneute USTR-Prüfung zu China und das mögliche Ende der Zollpause zwischen Washington und Peking sorgen für Unsicherheit. Die US-Handelspolitik beeinfluss die globalen Lieferketten massiv – mit folgen auch für die deutsche Textilbranche. 

 

Neue US-Maßnahmen: China im Fokus

Seit 14. Oktober 2025 gelten in den USA neue Gebühren für Schiffe mit chinesischem Bezug (in China gebaut, betrieben oder besessen sowie Fahrzeugtransporter). Grundlage ist eine Section-301-Untersuchung zum chinesischen Einfluss im maritimen Sektor. Parallel prüft das US-Handelsbüro (USTR), ob China seine Verpflichtungen aus dem „Phase-One“-Abkommen von 2020 eingehalten hat – ein Schritt, der zu neuen Strafzöllen führen könnte.

 

Silvia Jungbauer, Hauptgeschäftsführerin GESAMTMASCHE; Bild: GESAMTMASCHE

„Geopolitische Risiken sind längst Teil der Unternehmensrechnung. Das ist heute längst mehr als eine Kostenfrage – gefragt sind Strategien für Stabilität: Diversifizierung der Lieferketten, regionale Optionen und das wachsame Beobachten globaler Entwicklungen.“

 

Zollpause USA-China: Verlängerung in Sicht

Die im Mai 2025 vereinbarte Zollpause senkte US-Zölle auf chinesische Importe auf rund 30 Prozent und chinesische Gegenzölle auf US-Waren auf etwa 10 Prozent (Prozentsätze ohne „alte“ Strafzölle und ohne Drittlandszölle). Die Pause wurde im August verlängert und gilt derzeit bis 10. November 2025. Laut aktuellen Berichten – unter anderem von Yahoo Finance – gibt es Anzeichen für eine weitere Verlängerung, möglicherweise sogar um ein Jahr. Demnach plane die US-Regierung, Teile der sogenannten „reciprocal tariffs“ für diesen Zeitraum auszusetzen und zugleich geplante 100-Prozent-Zölle auf chinesische Exporte vorerst zu stoppen. Offizielle Bestätigungen stehen noch aus, doch Beobachter werten die Signale als Versuch, eine Eskalation vor den US-Wahlen 2026 zu vermeiden.

 

Technologische Entkopplung gewinnt an Gewicht

Parallel treibt Washington die internationale Entkopplung in strategischen Schlüsselbereichen voran. Präsident Donald Trump kündigte an, dass Nvidia seine leistungsstärksten „Blackwell“-KI-Chips nicht an China oder andere Länder liefern darf. Der Schritt symbolisiert die wachsende Verknüpfung von Handel, Technologie und Sicherheitspolitik – ein Trend, der auch textile Innovationen, Automatisierung und digitale Qualitäts- und Lieferkettenkontrolle berührt.

 

Folgen für die deutsche Textilwirtschaft

Für deutsche Unternehmen entsteht eine komplexe Mischung aus Kosten-, Zeit- und Planungsrisiken:

  • Logistik und Transport verteuern sich durch neue Hafengebühren und Re-Routing.
  • Bei Aufhebung der Zollpause würden sich chinesische Ursprungswaren in den USA drastisch verteuern.
  • Fertigungsverschiebungen in Richtung Vietnam, Indien oder Mittelamerika verstärken sich weiter.
  • Die Handelsumlenkung nach Europa würde sich bei der erneuten Einführung von US-Zöllen weiter verschärfen und den Preiskampf befeuern.

 

Sicher ist nur die Unsicherheit

Die Handelslandschaft verändert sich dauerhaft. Eine mögliche Verlängerung der Zollpause könnte zwar kurzfristig Entlastung bringen, ändert aber nichts am Trend wachsender Unsicherheit. Für die Textil- und Bekleidungsindustrie wird entscheidend sein, flexibel auf politische Wendungen zu reagieren, Lieferketten breiter aufzustellen und globale Entwicklungen eng zu verfolgen – denn handelspolitische Maßnahmen großer Länder bleiben ein Schlüsselrisiko für die Wettbewerbsfähigkeit.