Fracht-Poker geht weiter Bild: © Jacob Meissner - unsplash.com

Fracht-Poker geht weiter

Der zweistufige Corona-Lockdown in Shanghai, der heute enden sollte, wird auf unbestimmte Zeit verlängert. Das führt zu größeren Störungen als erwartet. 

Obwohl Shanghais Luft- und Seehäfen geöffnet bleiben, verlangsamt der Arbeitskräftemangel den Betrieb. Darüber hinaus ist die Verfügbarkeit von Waren deutlich gesunken. Produktion und Läger sind geschlossen. Außerdem ist der Lkw-Verkehr aufgrund von Quarantänevorschriften und Reisebeschränkungen zunehmend eingeschränkt. 

Shanghaier Häfen nicht ausgelastet

Wegen fehlenden Warennachschubs und auch aufgrund von Arbeitskräftemangel arbeiten Shanghaier Häfen wie Yanshan nur mit Auslastungen von nur 50 Prozent. Einige Verlader verlagern daher ihre Fracht in alternative Häfen wie Nigbo. Einige Carrier laufen die Häfen in Shanghai offenbar nicht mehr an. Das führt zu wachsenden Rückstaus der Schiffe nicht nur in Shanghai, sondern auch in Ningbo.

Der Covid-Ausbruch im Shenzhener Hafen Yantian im vorigen Jahr verlangsamte den Betrieb dort fast eine Woche lang um mehr als 70 Prozent und führte zu einem Anstieg der Seefrachtraten in die USA und nach Europa um 20 Prozent. Bisher sind die Raten für Container in die USA stabil geblieben. Es gab sogar einen leichten Rückgang, der allerdings mit einem Rückgang der verfügbaren Waren zu tun haben dürfte. Sobald wieder mehr Nachschub in die Häfen gelangt, dürften die Raten wieder steigen.

Luftfrachtraten rückläufig

Da nur eingeschränkt produziert wird, sinkt die Nachfrage nach Luftfracht aus Shanghai schnell. Die Fluggesellschaften annullieren bereits Flüge. Trotz des Nachfragerückgangs sorgt aber die geringe Kapazität bei der Abfertigung am Boden für höhere Preise. Letze Woche kostete die Strecke Shanghai – Nordeuropa bereits 11,92 US-Dollar pro kg. Das sind 43 Prozent mehr als kurz vor den jüngsten Covid-Ausbrüchen (Vorpandemie-Rate: 2,35 US-Dollar).

Frachtvolumina sollen steigen – aber schwache Verbrauchernachfrage bremst die Preise

Logistikexperten prognostizieren einen Anstieg bei der Transpazifik-Fracht in den kommenden Monaten. Die Sommernachfrage könnte etwas vorgezogen werden, um der Hochsaison zuvorzukommen. Tatsächlich mehren sich aber auch die Anzeichen, dass in der EU, aber auch in den USA die Verbrauchernachfrage – ohne die es weder Staus noch hohe Frachtraten gäbe – infolge der Inflation schwindet..Steigende Kosten verursachen bereits einen Rückgang der europäischen Nachfrage. Seit Ende Januar sind die Preise in Asien und Nordeuropa trotz zunehmender Überlastung der großen europäischen Häfen um 20 Prozent auf 12.050 US-Dollar / FEU gesunken – der niedrigste Stand seit Juli.