Internationale Transporte werden teurer und langsamer

AUSSENWIRTSCHAFT
 
 
Bild: © Chris Pagen – unsplash.com
 
Internationale Transporte werden teurer und langsamer
17.04.2024
Die Seefrachtraten von Asien nach Europa heute doppelt so hoch wie 2019, Umwege um das Rote Meer sorgen für längere Laufzeiten. Auch die Luftfracht wird teurer: Die Preistreiber heißen Temu und Shein.

Trotz eines deutlichen Rückgangs seit Jahresanfang sind die Seefrachtraten von Asien nach Europa heute doppelt so hoch wie 2019. Das verteuert Die Einfuhr von textiler Vor- und Fertigwaren. Auch die Leadtimes sind weiter unsicher. Den Attacken auf Frachtschiffe im Roten Meer konnte die internationale Gemeinschaft bisher nicht beikommen. Das heizt die Preise für Luftfracht an. Gleichzeitig binden chinesische Online-Händler wie Shein oder Temu enorme Frachtkapazitäten.

 Huthi drohen mit ausgeweiteten Attacken

Seit Dezember fahren Containerschiffe große Umwege, um Angriffen der Huthi-Rebellen im Roten Meer aus dem Weg zu gehen. Das erhöht die Treibstoffkosten für die Handelsroute Asien-Europa um durchschnittlich 300.000 US-Dollar pro Fahrt. Zudem verlängern die Umwege die Transitzeit um bis zu 15 Tage. Die gemeinsame Militäraktion der USA und mehrerer europäischer Länder ist nicht wirklich vorangekommen. Vielmehr drohen die Huthi nun mit der Ausweitung ihrer Angriffe auf den Indischen Ozean. Die Container-Hubs an der Küste Omans und die Straße von Hormus als wichtigstes Nadelöhr für den Ölexport nach Asien, Europa und die USA gelten bereits als Risikogebiete.

Luftfracht teurer

Die erzwungenen Umwege und damit einhergehende Preiserhöhungen führen zu einer Verlagerung auf Luftfracht geführt hat. Entsprechend steigen die Luftfrachtraten aus Südasien weiter. Die Preise für Europa sind laut Freightos Air Index um 122 Prozent auf 3,87 USD/kg geklettert. Die großen internationalen Flughäfen in Indien, insbesondere Delhi und Mumbai, kämpfen aufgrund des gestiegenen Volumens mit erheblichen Rückständen, die durch die Hauptsaison der Luftfracht im März und April noch verschärft werden.  Die Fluggesellschaften nutzen die relativ hohen Spotraten, um neue Serviceverträge für 2024/25 zu erhöhten Preisen abzuschließen. Auch die Raten für Sea-Air-Hubs wie Dubai stiegen aufgrund der Umwege um das Rote Meer auch im April weiter an und liegen bei bis zu 1,81 USD/kg nach Nordeuropa – das ist 24 Prozent mehr als zu Beginn der Rotmeerkrise.

Mehr Lagerhaltung

Knapp kalkulierte Vorlaufzeiten in der Lieferkette zwingen viele Hersteller zu erhöhter Lagerhaltung. Durch die Kapitalbindung tragen sie nicht nur ein höheres Risiko, sondern haben auch höhere Kosten. Vor dem Hintergrund insgesamt starker Auftragsrückgänge drückt das die knappen Margen weiter nach unten und verschärft den Wettbewerb zusätzlich.

Shein & Co. absorbieren Kapazität

Ein weiterer Treiber für das höhere Luftfrachtaufkommen und damit die Frachtpreise ist die wachsende Nachfrage nach B2C-E-Commerce aus China. Online-Händler wie Temu und Shein fluten den europäischen Markt mit Billigartikeln und kaufen dafür zunehmend Luftfrachtkapazitäten gen Westen auf. Auch wenn die Frachtpreise China-Nordeuropa in den letzten Wochen gesunken sind, liegen sie weiterhin deutlich über dem typischen Niveau für Zeiten außerhalb der Spitzensaison. Lieferungen aus China umfassen bereits ein Drittel des weltweiten Paketvolumens. Kamen 2021 noch ca. zwei Milliarden Pakete aus China in die EU, dürfte ihre Zahl 2024 auf mehr als fünf Milliarden anwachsen.

Billigstanbieter machen sich breit

Ultra-Fast-Fashion aus China ist weltweit auf dem Vormarsch. Während sich europäische Anbieter mit strengen Gesetzen abmühen, umgehen die chinesischen Plattformen viele EU-Regularien und bauen darauf, dass Verstöße nicht geahndet werden – von der Produktsicherheit bis zur Lieferkettengesetzgebung. Zudem geht die EU-Kommission davon aus, dass 65 Prozent aller zollfreien Päckchen aus China unterfakturiert sind, um Zoll und Umsatzsteuern in Europa zu sparen. Kürzlich hat der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) den chinesischen Online-Händler Temu abgemahnt – wegen Greenwashing, Täuschung und Manipulation. Ob sich der Billig-Marktplatz davon beeindrucken lässt, ist fraglich. Bei Verbrauchern erfreut sich die Plattform jedenfalls steigender Beliebtheit. Im Ranking der 2023 meist heruntergeladenen Shopping-Apps in Deutschland belegt Temu laut der Webanalyse-Firma Similarweb den ersten Platz.

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