Transparente Kette: Baumwolltextilien aus Äthiopien

AUSSENWIRTSCHAFT
 
 
 
Transparente Kette: Baumwolltextilien aus Äthiopien
Gesamtmasche und der äthiopische Verband ETGAMA wollen in einem gemeinsamen Projekt die Qualität äthiopischer Baumwolle verbessern. Das Ziel: Wertige und transparent hergestellte Baumwolltextilien.

Mit dem äthiopischen Partnerverband ETGAMA arbeitet Gesamtmasche im Rahmen des Projekts Partner Africa Ethiopia an der Qualitätsverbesserung der lokalen Baumwolle. Sowohl die Faserqualität als auch die Anbaubedingungen stehen dabei im Fokus. Das Ziel: International wettbewerbsfähige Baumwollprodukte, unter nachhaltigen und transparenten Bedingungen am Standort Äthiopien hergestellt.

Allen Widerständen zum Trotz…

Das Pandemie-Jahr 2020 bot ein schwieriges Umfeld für den Auftakt der Aktivitäten zur Qualitätsverbesserung und zur transparenten Baumwollverarbeitung in Äthiopien. Zu den coronabedingten Einschränkungen für Textilhersteller und Farmer traten die unsichere Lage aufgrund inneräthiopischer Konflikte und schwere Regenfälle, die den Ernteertrag in vielen Anbauregionen schmälerten, teils sogar ganz vernichteten.

… wird die Baumwollqualität verbessert

Gemeinsam mit den Baumwollexperten des Ethiopian Textile Industry Development Institute (ETIDI) unter Leitung von Mesele Mekuria konnte detaillierte Kartierung der Anbaugebiete Anfang 2021 den Herausforderungen zum Trotz erfolgreich abgeschlossen werden: Neben den üblichen Daten zu Anbauflächen und Erträgen konnten weitere Daten wie Bewässerungsart und Fortschritte bei der Zertifizierungsbemühungen festgemacht werden. Nach der Ernte wurden zahlreiche Proben gezogen und auf wichtige Qualitätsmerkmale untersucht. Die Ergebnisse bildeten den Ausgangspunkt für weitere Maßnahmen für das neue Baumwolljahr: Aussaat und Kultivierung wurde von den ETIDI-Experten durch Schulungs- und Fortbildungsmaßnahmen vor Ort in den Anbaugebieten gezielt begleitet. „Bereits 45 Farmer haben sich in den Regionen Afar, Gambella und Arba Minch daran beteiligt“, erklärt Mesele Mekuria. Mit etwas Verzögerung, doch noch vor der Ernte, soll die Maßnahme auch in Gonder umgesetzt werden. Dort gelten bislang noch Restriktionen aufgrund des Tigray-Konflikts.

Probenziehung auf der Yasin Mohamed Farm in Afar.

Knackpunkte Ernte und Transport

In einem zweiten Schritt werden die ETIDI-Experten Ernte und Transport bis zur Entkörnung begleiten. Besonders hier gibt es noch viel Verbesserungspotenzial durch einfache Maßnahmen: In Äthiopien wird Baumwolle weitestgehend von Hand gepflückt. Das ist einerseits eine sorgsamere Methode gegenüber der maschinellen Ernte. Derzeit wird aber auf den Verschmutzungsgrad wenig Rücksicht genommen. Der Trash-Anteil ist unverhältnismäßig hoch. 10 Prozent sind keine Seltenheit – sehr zum Leidwesen der örtlichen Spinnereien. Die Verschmutzungen durch Pflanzenreste kann auch in den Entkörnungsanlagen nicht restlos aufgefangen werden. Ausgerechnet die langstapligen Qualitäten sind besonders betroffen. Entsprechende Qualitätsverluste im Garn sind nicht zu vermeiden. Ein Trainingsprogramm und die Einführung einfacher Erstbewertungssysteme gleich am Ort der Ernte sollen Abhilfe schaffen. Genauso will sich das ETIDI-Team um darum kümmern, dass möglichst auf Plastik verzichtet wird: „Schnüre und Rückstände von Plastiksäcken können die Fasern schnell verunreinigen, ebenso der unzureichende Schutz der Ballen beim Transport“, meinen die äthiopischen Baumwollfachleute.

Begleitung von der Aussaat bis zur Ernte: ETIDI-Experten schulen und beraten Farmer in Afar.

Transparenz-Piloten

Eine wichtige Zielsetzung von Partner Africa Ethiopia ist die Bildung von „Transparenz-Piloten“. Gemeint sind transparente Lieferketten in der Baumwollproduktion mit Anschauungscharakter. Für das Projekt haben sich bereits an die 40 Farmer und gut 20 Textilhersteller aus allen textilen Stufen gemeldet. Um schnell zu nachhaltigen und gleichzeitig qualitativ wettbewerbsfähigen Beispielen zu kommen, startet das Projekt jetzt einen Versuchsballon mit Baumwolle aus dem Senegal: Dort gibt es bereits in größerem Umfang zertifizierte und gleichzeitig hochwertige Faserqualitäten. In Äthiopien sind diese im Jahr 2021 denkbar knapp. Rund 40 Prozent seiner Baumwollernte hat das Land 2021 eingebüßt. Die örtlichen Farmer sind auf die heimischen Erträge angewiesen.

Erste Ergebnisse noch 2021

Aktuell ist eine Lieferung von 35 Tonnen Baumwolle unterwegs vom Senegal nach Äthiopien. Die Baumwollspinnereien Adama und Kombolcha Spinning bildet den Anfangspunkt der ersten transparenten Pilotlieferkette. Weitere Mitglieder von ETGAMA werden verschiedene Garntypen verweben und verstricken. Auf der African Sourcing and Fashion Week Anfang Dezember sollen auf dem Projektstand von Partner Africa Ethiopia im Rahmen der deutschen Gemeinschaftsbeteiligung die ersten Pilotergebnisse als Exponate zu sehen sein. „Die perfekte nachhaltige und zertifizierte Lieferkette lässt sich nicht aus dem Boden stampfen.  sagt Silvia Jungbauer von Gesamtmasche. „Für uns steht der Kontakt zu den lokalen Akteuren im Vordergrund. So lassen sich Schwachstellen und Nachholbedarf entdecken und beseitigen. Und am Ende muss auch die Qualität stimmen.“

Alle Bilder: © Gesamtmasche / Partner Africa Ethiopia

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