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Frachtraten sinken

Die internationalen Frachtraten sinken angesichts der rückläufigen Importnachfrage in Europa und den USA. Das Niveau vor der Pandemie ist aber nicht erreicht.

 

Geringere Nachfrage und das Ende der chinesischen No-Covid-Politik lassen die Seefrachtpreise sinken. Für die Textil- und Bekleidungsbranche sind Verkehre aus Fernost nach Europa zentral. Hier lagen die Preise im Dezember zwar immer noch höher als vor der Pandemie. Insgesamt stehen im internationalen Frachtverkehr die Zeichen aber auf Abbau von Überkapazitäten.

FBX 11 Ostasien-Nordeuropa: Durchschnittliche Seefrachtpreise (40 FEU) im 4. Quartal 2022; Quelle: © Freightos Ltd.

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Sinkende Preise

Rückläufige Volumina sorgten dafür, dass die Frachtraten Ostasien-Nordeuropa auf der Plattform des Online-Frachtmarktplatzes Freightos in der ersten Dezemberhälfte an den unteren Preisrand von ca. 2.000 US-Dollar/FEU schrammten. Allerdings hat die Spreizung der Raten zugenommen. Spontane Buchungen sind nach wie vor teuer. So sorgen die sinkenden Durchschnittspreise insgesamt für Erleichterung, liegen aber immer noch ca. 20 Prozent über dem Niveau von 2019.

FBX 11 Ostasien-Nordeuropa: Preistrends 2022 und 2021; Quelle: © Freightos Ltd.

FBX 11 Ostasien-Nordeuropa: Seefrachtpreise (40 FEU) im Dezember 2022; Quelle: © Freightos Ltd.

Abbau von Überkapazitäten

Reedereien beginnen international, ältere Schiffe zu verschrotten, die während der Hochpreisphase im Einsatz geblieben waren. Teils werden längere, langsamere Rückkehrrouten von Europa nach Asien gewählt, um Kapazitäten zu binden. Der Großhändler Costco entschied sich dafür, sich mit 93 Mio. US-Dollar aus seinem 2021 unterzeichneten Vertrag zum Chartern eigener Containerschiffe herauszukaufen. Bei der Luftfracht führen zunehmende Leerflüge dazu, dass in den kommenden Wochen ca. 13 Prozent der weltweiten Kapazitäten gestrichen werden sollen. Diese Schritte haben bislang den Ratenrückgang nicht verlangsamt – obwohl es bereits Berichte zu ausgebuchten Schiffen im Januar gibt.

Kappung bis zu 50 Prozent

Laut Freightos wollen viele Carrier in den Monaten nach dem chinesischen Neujahr aufgrund der rückläufigen Nachfrage laut Freightos etwa 50 Prozent aller geplanten Ex-Asien-Fahrten streichen. Derzeit verzeichnen sowohl See- als auch Luftfrachtunternehmen sehr viele Leerfahrten und wollen Überkapazitäten dringend abbauen.

Internationale Seefrachtpreise (40 FEU) in der 51. KW 2022; Quelle: © Freightos Ltd.

China gibt wieder Gas

Chinas Rücknahme seiner strengen Null-Covid-Politik führt laut verschiedener Quellen zu steigenden Belegschafts- bzw. Präsenzzahlen bei Hafenarbeitern und anderen Mitarbeitern der Schifffahrtsindustrie. Arbeitsabläufe lassen sich somit wieder effizienter und verlässlicher gestalten. Allerdings wird dies auch für einen steigenden Rohstoff-Appetit Chinas sorgen, was sich wiederum auf die internationalen Rohstoffpreise auswirken dürfte. Andererseits spricht der sehr frühe Beginn der Neujahrsschließungen – z. T. bereits ab der zweiten Januarwoche – für eine weiter schleppende Nachfrage.

Wirtschaftsentwicklung großer Märkte entscheidend

Die wirtschaftliche Entwicklung in wichtigen Märkten wird letztlich den Ausschlag geben, ob es letztlich zu einer Normalisierung der Frachtmengen und -preise kommt, oder ob die Raten durch einen Einbruch der Importnachfrage einschneidend sinken. In den USA wird erwartet, dass die Fed ihren konservativen Anti-Inflations-Kurs fortsetzt und die Zinsen 2023 weiter heraufsetzt. In Europa hat die Inflation ihren Peak überschritten, doch die Inflation bleibt auch 2023 problematisch. Die verfügbaren Einkommen sinken und somit auch die Nachfrage.